• Blick ins Karwendeltal

MTB Hochgebirgstour-die höchsten Übergänge im Vinschgau

Donnerstag, 06. Juli 2023 - Sonntag, 09. Juli 2023

MTB Hochgebirgtstour  3000. Übergänge im Vinschgau  

Teilnehmer: Leon Böhmer & Rico Auel
Leitung : Herbert Kirschner

Tag 1:
03:00 Uhr - der Wecker klingelt. Frühstück und Abfahrt in Richtung Reschenpass. Gegen 08:30 Uhr starten wir nach dem obligatorischen Bikecheck in Nauders (1394m) und fahren gemütlich auf dem Radweg in Richtung Reschensee. Vorbei am versunkenen Kirchturm in Graun und weiter nach Burgeis zum Kloster Marienberg. Kaffeepause. Im historischen Innenhof des Klosters trifft Herbert sein italienisches Idol, den Star-Architekten Werner Tscholl und die beiden kommen ins Gespräch. Mit Blick auf die Uhr und die verbleibende Tour drängen wir ihn zur Weiterfahrt. Nun beginnt der Anstieg zur Sesvenna Hütte (2262m), begleitet von Regen und Graupel - so kommt die Regenjacke wenigstens zum Einsatz. Nach der Einkehr mit reichlich köstlichen Kohlenhydraten geht es weiter über den Schlinigpass (2309m). Bei nun strahlendem Sonnenschein fahren wir den wunderschönen Trail hinab zum Einstieg der Uina Schlucht. Nach ein paar Metern wissen wir, wieso die Schilder am Eingang der Schlucht Mountainbiker zum absteigen ermahnen. Auf dem alten Schmuggler-Pfad geht es schiebend mitten durch die Steilwand der knapp 400m tiefen Schlucht hinab in die Schweiz nach Sur-En im Inntal (1125m). Nach der Schlucht endlich wieder Trailvergnügen pur. Leider meint es das Wetter nicht gut mit uns und beschert uns noch einmal strömenden Regen auf den letzten Höhenmetern zurück nach Nauders. Am Ende stehen gute 07:30 Stunden, 2100hm und knappe 80 Kilometer auf der Uhr. Trotz Regen ein gelungener Einstieg in unser Abenteuer im Vinschgau mit spektakulärer Kulisse.

Tag 2: Der Muskelkater ist dezent. Mit dem Auto geht es von Mals durch das Matschertal bis zu den Glieshöfen (1824m). Von dort geht es zur Oberetteshütte (2680m) - hier erwartet uns mit einigen Schiebe- und Tragepassagen schon ein Vorgeschmack auf den restlichen Verlauf der Tour. Nach der Einkehr geht es weiter, am ersten Joch auf dem Weg zum Bildstöckeljoch stehen 12km und 1200hm auf der Uhr - gut die Hälfte davon mit Fahrrad auf dem Rücken. Steiles, verblocktes Gelände, sehr ausgesetzt und mit einigen Schneefeldern. Alpine trittsicherheit unerlässlich, allerdings zusätzlich mit Fahrrad auf dem Rücken. „Das hat doch mit Mountainbiken nichts zu tun“ - Ansichtssache ;-). Auf dem Bildstöckljoch (3097m) angekommen geht es ca. 200hm tragend bergab, teilweise in weglosem Gelände. Abfahrt durch das Schnalstal über traumhafte Trails vorbei an der Filmkulisse für das „Finstere Tal“ und dem Vernagt-Stausee. Auf dem Weg zurück ins Vinschgau fühlt es sich an, als würde man einen warmen Föhn im Gesicht haben. Rückfahrt von Staben nach Mals mit dem Zug. 08:30 Stunden unterwegs, 1400hm bergauf, 2600hm bergab und 45km Strecke liegen hinter uns. Obwohl wir zeitlich ziemlich spät dran sind, radeln wir noch kurz zum Dorffest nach Mals, bekommen noch etwas zu Essen und fallen anschließend zufrieden ins Bett.

Tag 3: Muskelkater? Was ist das? Um 06:00 Uhr klingelt der Wecker von Leon - Abfahrt nach Sulden. Herbert und Rico schlafen weiter, sparen sich die 23km und 1000hm und fahren mit dem Auto nach. Leon wartet schon in Sulden (1906m) und gemeinsam quälen wir uns weiter den Berg hoch. Mit Blick auf Königsspitze, Zebrù und Ortler erklimmen wir teilweise schiebend und tragend das Madritschjoch (3123m). Geschafft! Der höchste MTB-Pass der Ostalpen, den man per Bike erreichen kann, liegt hinter uns. Danach Abstieg und Abfahrt zur Zufallhütte. Und genau wegen solcher Streckenabschnitte nehmen wir die Schinderei gerne auf uns - Trailspass pur - definitv eine der schönsten Abfahrten der Alpen. Durch das Martelltal zurück nach Goldrain. Pizza zum Abschluss und dann mit dem kurzfristig organisierten Shuttle zurück nach Sulden zum Auto. Satt, glücklich und geschafft. 1290 hm bergauf, 2500hm bergab, 42km und 7 Stunden unterwegs.

Tag 4: Trailspass pur. Shuttle zum Stilfserjoch mit Vinschgau-MTB Legende Siggi Weisenhorn. Kurzer Aufstieg zum Rifugio Garibaldi (2548m) und Einstieg in den Goldsee-Trail bei Kaiserwetter und atemberaubenden Panorama. Absoluter Abfahrts-Genuss mit Grinsen über beide Ohren. Weiter auf den BimBam Trail, dessen Namensgebern wir auch schon bald begegnen. Da hilft nur vorsichtig vorbei schieben und den Kuhfladen ausweichen. 10 km, 100hm bergauf und wundervolle 1300hm bergab - kleine Belohnung für die harten Tage. In Trafoi angekommen werden die Räder ein letztes Mal beladen und dann geht es schon zurück nach Eichstätt. Am Ende unseres Vinschgau-Trips bleibt nur zu sagen - „Hut ab“ Leon - mit altem Hardtail sämtliche Abfahrten gemeistert. Es muss eben doch keine Materialschlacht sein, letztlich zählt nur das Können und der Spaß am Berg! 

Fast 5.000 Höhenmeter bergauf und noch etliche mehr bergab, unzählige davon mit dem Fahrrad auf dem Rücken in 3 1/2 Tagen… Einige der höchsten und technisch anspruchsvollsten Übergänge in den Ostalpen mit dem MTB liegen hinter uns. Unser Abenteuer im Vinschgau hat uns physisch und psychisch einiges abverlangt, aber es hat sich definitiv gelohnt - die hochalpine Natur mit dem MTB zu erleben, das Gefühl „es geschafft zu haben“, der Abfahrts-Spaß und die gemeinsamen Momente. Eine rundum gelungene Reise - Vielen Dank für die Planung Herbert. Ob wir mit dem MTB nochmal über das Bildstöckljoch gehen würden, wissen wir am Ende dann aber doch alle nicht…

Bericht: Rico Auel

Bilder: Rico Auel und Herbert Kirschner

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