125 Jahre DAV Eichstätt
Im November 1899 wurde die Sektion in Eichstätt gegründet. Dieses besondere Jubiläum wurde am…
Dienstag, 06. Juni 2017 - Samstag, 10. Juni 2017
... Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir den Campingplatz Forstgarten im Nationalpark Gesäuse – kurz Xeis. Idyllisch an der Enns gelegen mit komfortablem Koch- und Aufenthaltsraum fühlt man sich hier gleich wie zu Hause. Angesichts des eher bescheidenen Wetters kommen uns die örtlichen Gegebenheiten mehr als gelegen. Doch irgendwann am Abend hilft alles nichts mehr. Im strömenden Regen geht es ans Aufbauen des Tarps, im Endeffekt nicht mehr als eine Zeltplane, die gegen das schlimmste Wetter hilft. Ansonsten schläft es sich wie unter freiem Himmel.
Tags darauf geht es nach Johnsbach. Nach längerem Zustieg erreichen wir den Kleinen Ödstein, ein bemerkenswert schönes Klettergebiet. Die instabile Wetterlage lässt jedoch keine Begehung der hohen Plattenwand zu. Zudem liegt noch Restschnee vom Winter. Die Einstiege der Routen liegen etwa vier Meter unter einer weißen Wand. Wir nutzen den Abstieg für eine kleine Schlittenfahrt auf unserem Hosenboden.
Zumindest an Tag 3 herrscht dann traumhaftes Wetter, auch wenn die Nacht zuvor mit einem Wintereinbruch überraschte und die Gipfel nun in zartem Weiß über das Tal blicken. Früh morgens geht es auf zur Oberst-Klinke-Hütte und weiter zum Kalbling. Nach kraftzehrendem Aufstieg erfolgt schließlich die Ernüchterung. Bereits der Zustiegsweg zur Wand ist vereist, größere Bereiche des geneigten Felsen liegen noch unter einer dünnen Schneedecke. Egal. Bei der Sonne sollte der Schnee bereits recht bald weggeschmolzen sein. Nach langem Suchen finden wir letztendlich den Einstieg unserer ausgewählten Tour. Trotz der anfänglichen Euphorie müssen wir jedoch bald einsehen, dass ein Weitergehen keinen großen Sinn ergibt. Nach kürzester Zeit sind die Finger nicht mehr zu spüren. Die überschaubare Absicherung gibt uns in Kombination mit den vereisten Griffen den Rest. Bereits nach der ersten Seillänge heißt es darum: Abbruch. Nach einem Frustessen beschließen wir jedoch noch auf die nahegelegene Riffelspitz zu wandern und erst dann zum Campingplatz zurückzukehren, wo wir noch in der Enns Baden gehen wollen.
Am Freitag steht erneut der Kalbling auf dem Plan. Wie erwartet ist der Schnee vom Vortag völlig abgeschmolzen, sodass sich nun die Touren bei besten Bedingungen offenbaren. Supergriffiger Fels, nur gering frequentiert und atemberaubende Landschaft. Lediglich die Sprengungen in einem etwas weiter entfernten Tagebau trüben den Naturgenuss ein wenig. Da wir mehr als genug Zeit für die Alpintour eingeplant hatten, bietet sich im Anschluss noch eine Tour zum Sparafeld an, dem Nachbargipfel des Kalbling. Auf der Rückfahrt zum Campingplatz passiert es dann: An einem Schlagloch nicht aufgepasst, und schon knattert und rattert es am Wagen. Wir steigen aus, betrachten das gute Stück aus allen Richtungen, können aber nichts feststellen. Auf fachmännischen Rat hin packen wir dann aber doch unser altes Auto samt geschädigten Stoßdämpfern und fahren ein wenig wehmütig bereits am Samstag zurück nach Eichstätt. Das Gesäuse und seine atemberaubende Natur haben wir definitiv in unser Herz geschlossen und so wird es sicher nicht unsere letzte Begegnung gewesen sein...
Bericht & Fotos: Jan Rauschenberger & Katja Ketterle