125 Jahre DAV Eichstätt
Im November 1899 wurde die Sektion in Eichstätt gegründet. Dieses besondere Jubiläum wurde am…
Sonntag, 18. September 2016 - Montag, 19. September 2016
Hoch oben in der Wand sitzen wir nun und starren in die dunkle Nacht und auf die weit entfernten Lichter unten im Tal. Es ist kalt und unbequem auf unserem schrägen Felsband, an Schlaf wenig zu denken, auch wenn wir ihn gut gebrauchen könnten für das was morgen noch vor uns liegt. Dass uns kalt ist, haben wir unserem Plan zu verdanken, mit einem Minimum an Ausrüstung zu klettern. Minimum, das bedeutet konkret für uns, dass wir auf unseren Seilen auf dem kleinen Schneeband sitzen, gewickelt in den gemeinsamen Schlafsack und einen Biwaksack welcher wohl eher als bessere Rettungsdecke einzustufen ist.
Zu Beginn unserer gemeinsamen Woche in der Mont Blanc Region standen mehrere große Touren auf unserem Wunschzettel. Nach dem üblichen Hin- und Her fiel unsere Wahl auf die Petit Dru. Mit ihrer 1100 Meter hohen Westwand steht sie als markante Felsspitze hoch über dem Tal und hatte uns bereits in ihren Bann gezogen. Bei der Länge der Tour mussten wir uns eine ausgeklügelte Taktik ausdenken. Da der komplizierte Abstieg im Idealfall schon 6-8 Stunden in Anspruch nehmen würde, war klar, dass wir die Tour auf gar keinen Fall an einem Tag schaffen würde. Da aber in der steilen Wand über 30 Seillängen mit teilweise Schwierigkeiten bis zu VIII- geklettert werden müssen ist jedes zusätzliche Gramm hinderlich. Deshalb sollten ein zweiter Schlafsack und Isomatten am Wandfuß zurückbleiben, auch wenn das geplante Biwak in der Wand dadurch sicher etwas an Gemütlichkeit leiden würde.
Am Nachmittag des ersten Tages steigen zum Wandfuß auf und richten uns dort ein bequemes Biwak ein. Am nächsten Morgen sind wir um 5 Uhr im ersten Licht an der Wand und klettern so elegant und zügig wie es die schweren Rucksäcke zulassen durch ein beeindruckendes System an Verschneidungen und Risse im VI. Bis VII. Grad. Nach über 20 langen Seillängen stehen wir endlich unter der berühmten 90 Meter Verschneidung, die die Schlüsselstelle der Tour darstellt. Mit unserem Gepäck war der Freiklettergedanke hier schon längst verworfen und wir kämpfen uns über die fixen und mobilen Sicherung nach oben. Von hier queren wir dann über einem glatten Dach an rostigen Haken in die Nordwand, da die restliche Route leider durch einen Felssturz zerstört wurde.
Auch wenn wir das technisch Anspruchsvollste damit geschafft haben, haben die fast 12 Stunden Klettern doch deutlich Spuren hinterlassen. Trotzdem ist unser Ziel immer noch das Band unter dem Gipfel vor Sonnenuntergang zu erreichen, auch wenn noch 1/3 der Wand vor uns liegen. Die Nordwand ist zwar weniger steil, dafür naß und unübersichtlich. Kurz nach 20 Uhr kommen wir 3 Seillängen unter dem Gipfel an ein kleines Schneeband und richteten unser Biwak ein. Nach einem warmen Abendessen saßen wir nun hier in der Kälte, eingehüllt in dem einen Schlafsack und unserem dünnen Biwaksack und beobachteten durch die Wolken wie alles um uns herum langsam dunkel wird. Nach einer langen und schlaflosen Nacht machte sich Als sich dann endlich die Dämmerung bemerkbar macht nach der langen, schlaflosen Nacht, brechen wir auch bald wieder auf um die verbliebenen Längen zu klettern. Dort benötigen wir sogar Steigeisen und Eisgeräte, um endlich durch ein Loch im Fels auf die Südwand und in die Sonne zu schlüpfen.
Wegen einem kleinen Missverständnis zwischen uns und dem Topo stehen wir dann zwar etwas verspätet aber sehr glücklich stehen wir auf dem 3373 Meter hohen Gipfel der Petit Dru. Unsere Tour geht hier aber noch weiter, und führt uns schließlich über die Grand Dru zur ersten Abseilstelle. Die Abseilfahrt entlässt uns am Nachmittag dann endlich auf den Gletscher. Die Zeit drängt, für den langen weiteren Abstieg zur Montenvers Bahn müssen wir nochmal Gas geben um die letzte Bahn zu erwischen.
Zurückblickend war der prägendste Moment nicht als wir endlich den Gipfel nach so viel Mühe erreichten. Vielmehr war es in unserem Biwak sitzend und zu beobachten wie die Dämmerung in unendlicher Langsamkeit gegen die Kälte und Dunkelheit der Nacht kämpfte --- nicht wissend welche Überraschungen noch auf uns warten würden in der dunklen Nordwand über uns. Und natürlich auch die megageile Cola an der Montenversbahn nach 3 Tagen heftigster Plagerei.
Bericht: Thomas Dauser & Markus Wittmann