• Blick ins Karwendeltal
  • Jenseits der 5.000
  • Gebäude mit Erddächern

Grundkurs Bergwandern

Donnerstag, 24. Juni 2021 - Sonntag, 27. Juni 2021

Nachdem der Grundkurs Bergwandern letzte Jahr leider Corona-bedingt ausfallen musst, hatten wir diesess Jahr Glück. Für den Kurs haben wir uns für ein langes Wochenende auf dem Prinz Luitpold Haus unterhalb des Hochvogels eingenistet und die Gegend rund um die Hütte erkundet.


Tag 1: Aufstieg von Hinterstein zum Giebelhaus und hinauf zum Prinz Luitpold Haus [6km, 800hm]

Als Fahrgemeinschaft geht es mit dem Auto nach Bad Hindelang und weiter nach Hinterstein. Hier parken wir am Parkplatz „Sägewerk“ (dem einzigen Parkplatz in Hinterstein, an dem man auch mehrere Tage am Stück stehen bleiben darf) und nehmen den Bus bis zum „Grünen Hut“. Hier geht es mit dem privaten Bus durch das gesperrte Hintersteiner Tal bis zum Giebelhaus .

Vom Giebelhaus folgen wir der Straße für fast drei Kilometer ins Bärgündele-Tal hinauf. Hier zweigt endlich der Pfad hinunter und über den Bärgundelsbach in den Bergwald ab. Über einen schönen Pfad quert man durch den Bergwald hinauf zu einem Wasserfall. Kurz nach diesem erreicht man die Almwiesen der unteren Bärgündele-Alpe. Das Gelände öffnet sich und wir sehen den weiteren Pfad vor uns. Bald erscheint auch das Prinz Luitpold Haus über uns.

Unterwegs machen wir einige erste Übungen zur Schulung der Trittsicherheit, springen von Stein zu Stein oder bewegen uns in Zeitlupentempo um das Gleichgewicht zu fördern.

Nach rund drei Stunden erreichen wir die Hütte und machen es uns bequem. Nur wenige Hüttengäste sind heute heraufgekommen und die Lager bleiben wie die Gaststube heute leer. Am Abend geht es mit der Tourenplanung für die nächsten Tage weiter: Wir lesen Wegstrecken und Höhenmeter aus der Karte, errechnen dazu die notwendigen Gehzeiten und erruieren, welche Schwierigkeiten denn auf den jeweiligen Strecken auf uns lauern könnten.


Tag 2: Firnfelder und versicherte Steige [5km, 600hm]

Der zweite Tage steht im Zeichen des Übens: Wir nehmen den Aufstieg in Richtung Kreuzspitze in Angriff. Einerseits um die Strecke für den geplanten Aufstieg auf den Hochvogel zu erkunden, andererseits, um das Gehen im Firn einzuüben.

Hierfür queren wir direkt ab der Hütte schon erste Schneefelder und einige Bachläufe. Im Schrofengelände geht es auf rund 2.000 Höhenmeter. Hier nutzen wir ein weit auslaufendes Firnfeld für unsere Übungen: Das Abbremsen eines Sturzes im Firn will gelernt sind und so stürzen wir uns vorwärts, rückwärts und seitwärts in den Schnee und versuchen unseren Sturz wieder abzubremsen, indem wir in den Vierfüßlerstand wechseln. Natürlich wird auch der richtige Antritt und das Treten von Stufen eingeübt, sodass dem Aufstieg zur Kreuzspitze über ein weites Firnfeld nichts entgegensteht.

Hier können wir auch gleich das Gehen auf einem seilversicherten Steig ausprobieren und schlängeln uns so bis in die Scharte an der Kreuzspitze, an der man normalerweise den Hochvogel vom Blick hat. Dieser hüllt sich jedoch in Wolken und so nehmen wir nach einer Brotzeit wieder den Abstieg in Angriff.

Beim Abstieg nehmen wir die „Direttissima“ und lernen dabei gleich noch das „Abfahren“ auf einem Firnfeld. Hierbei wird auch gleich mehrmals die Bremstechnik im Firn geübt. Während am Abend ein Gewitter hereinzieht, machen wir es uns auf der Hütte gemütlich, lassen wir den Tag Revue passieren und planen noch für den nächsten Tag.


Tag 3: Über die Kreuzspitze auf den Hochvogel [6km, 880hm]

Der Samstag erwartet uns bereits am Morgen endlich mit Sonnenschein für das Highlight unserer Tour: Den Hochvogel.

Wie am Tag zuvor steigen wir abwechselnd über Firnfelder und Schrofengelände hinauf bis zur Kreuzspitze. Hier folgen wir dem leichten „Klettersteig“ mit seinen Seilversicherungen hinüber bis in die Kaltwinkelscharte. Hier haben wir einen Ausblick auf den „Kalten Winkel“ mit seinem Firnfeld, das sich meist bis in den Herbst hält.

Weiter geht es in Richtung Hochvogel: Zuerst über einfache Wege, dann mit einigen kleinen Kletterstellen um den Vorgipfel herum. Bevor wir den Endspurt durch den Schotter in Serpentinen hinauf zum Gipfelkreuz angehen können, wartet aber noch ein heikles Schneefeld auf uns. Mit den Übungen und den Erfahrungen des Vortags geht es aber in einigen festen Schritten über das Schneefeld hinweg und weiter.

Am Gipfelkreuz genießen wir die Aussicht auf die umliegenden Berge, in die Allgäuer Hochalpen, ins Lechtal, hinüber ins Wetterstein und in die Hohen Tauern – und natürlich eine Brotzeit. Für den Abstieg nehmen wir den bekannten Anstiegsweg, kürzen aber natürlich kräftig durch das Abfahren auf den Firnfeldern ab. Zwischendrin erwartet uns noch eine Gams, die uns zeigt, wie schnell man in dem Gelände unterwegs sein kann.


Tag 4: Über den Jubiläumsweg zum Schrecksee [14km, 560hm Auf- und 1450hm Abstieg]

Für den letzten Tag haben wir uns statt eines direkten Abstiegs zum Giebelhaus noch für ein richtiges „Allgäuer Schmankerl“ entschieden: Den Jubiläumsweg zum Schrecksee.

Wir nehmen vom Prinz Luitpold Haus und seinen netten Hüttenwirten Abschied (und dem leckeren Essen) und steigen hinauf in die Bockkarscharte. Einige Murmeltiere tollen hier im freien Gelände und lassen sich auch durch uns Wanderer nicht beeindrucken.

Beeindruckt sind wir dann eher vom Abstieg, denn es erwartet uns ein massives Schneefeld. Wir queren dieses zuerst nach links hinüber in den Schotter unterhalb des Glasfelderkopfs, nutzen für ein paar Meter die Seilversicherung am Fels, bevor es uns dann doch für einen knieschonenden Abstieg in den Firn zieht.

Für die nächsten fünf Kilometer bewegen wir uns dann auf einem ganz klassischen Wanderweg, überqueren noch das eine oder andere Firnfeld und wechseln landschaftlich gesehen vom Allgäu noch kurz in die Dolomiten. Nur wenige Wanderer kreuzen heute unsere Pfade und wir sind fast allein auf dem eigentlich recht bekannten Weg unterwegs.

Nach einem kurzen Anstieg in die Lahnerscharte stehen wir endlich über dem Schrecksee. Einem der bekanntesten Ausflugs- und Fotoziele der Allgäuer Alpen. Dieser präsentiert sich aber noch fast komplett unter Eis, nur an den Rändern sind einige Meter Wasser zu sehen.

Nach der Brotzeit am See steht für uns noch ein hartes Stück Arbeit an: Der Abstieg hinunter ins Hintersteiner Tal mit nochmal fast 5 Kilometern und 800 Höhenmeter Abstieg am Stück.

Hier merkt man die Beliebtheit des Ausflugsziels „Schrecksee“: Es steigen selbst am Nachmittag noch viele zum Schrecksee hoch oder werden von uns beim Abstieg überholt. Viele mit recht einfachem Schuhwerk, das gerade beim abschüssigen Abstiegsgelände eher fehl am Platze ist.

Wir schaffen derweil den Abstieg durch die Felsstufe, über die Almwiesen und durch den Bergwald hinunter bis zum E-Werk an der Giebelstraße ohne Verletzungen. Nach einer halben Stunde Warten bringt uns der Bus dann zurück nach Hinterstein. Wir lassen die Tour dann noch in Bad Hindelang in einer Eisdiele ausklingen, bevor wir uns wieder auf den Weg in Richtung Heimat machen.

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