• Blick ins Karwendeltal

Mit dem Archaeopteryx nach Bolca (Partnerstadt von Eichstätt)

Samstag, 14. August 2021 - Freitag, 20. August 2021

1. Etappe: Gries am Brenner – Ratschings (56 km, 1600 Hm)

Länger als gedacht, aber trotzdem viel gelacht

Unverhofft gerieten wir bei der Auffahrt zur Brennergrenzkammstraße in ein E-Mtb-Rennen und durften erleben, wie rasant man mit einem solchen Gefährt den Berg hinaufradeln kann. Staunen durften wir aber auch, wie wenig manch E-Mountainbiker sein Rad beherrscht.

Für die lange Auffahrt wurden wir mit einem sagenhaften Panoramaausblick belohnt. Man staunt nicht schlecht, was die Leute damals im 2. Weltkrieg geleistet haben, die diese Alpenfestung hoch über der Brennerautobahn gebaut haben.

Auf der Abfahrt vom Brennergrenzkamm konnten wir, weil wir bestens ausgerüstet sind, einem verzweifelten Mountainbiker helfen, der bei der Abfahrt seine Bremsbeläge verloren hat. Als Dank spendierte er uns eine Runde Eis.

Nach kurzer Rast in Gossensass und schnellem Fotostopp in Sterzing, ging es den finalen Schlussanstieg hoch zu unserer Unterkunft in Ratschings. Leider stellte sich später noch heraus, dass der Freilauf eines Radler kaputt ist. Eigentlich das Ende der Tour, weil man das auf die Schnelle nicht reparieren kann, aber wir haben ein Ersatzrad dabei, so dass die Fahrt weitergehen kann.

2. Etappe: Ratschings – Völlan; 60 km, 1400 Hm

Fast schon wie Urlaub

Der härteste Brocken erwartete uns gleich zu Beginn der Etappe. Von der Unterkunft weg ging es 800 Hm steil bergauf zum Rinner Joch. Teils auf Trails, teils auf der Straße ging es von dort hinab nach St. Leonhard. Gestärkt mit Fitnessnudeln rollten wir entspannt entlang der Passer hinab nach Meran.

Ein Aperol Sprizz in Meran und eine kurze Abkühlung im Fluss mussten sein, ehe es zum finalen, fast schon unfahrbar steilen Schlussanstieg zur Unterkunft nach Völlan ging.

3. Etappe: Völlan - Salurn, 80 km, 1900 Hm

Im Land von Äpfeln und Wein

Apfel- und Weinplantagen waren ständige Begleiter auf unserer Tour von Völlan nach Salurn an der Weinstraße, dem letzten deutschsprachigen Ort, ehe das Trentino beginnt.

Das Wetter war heute der Tourenplaner. Vom Monte Roen sollte es heute 1900 Hm hinunter ins Etschtal gehen. Doch mit dem Mega-Downhill wurde es nichts, zu unbeständig war die Wetterprognose. Gewitter waren für den Nachmittag angekündigt.

Schnell fanden sich zwei Gruppen. Da war die Gruppe Abenteuer, die das Wagnis eingehen und ihr Glück versuchen wollte und die Gruppe Sicherheit, die statt des langen Trails lieber kurze, schöne Trails rund um den Kalterer See fahren und somit vor den angkündigten Gewittern an der Unterkunft sein wollte. 

Die Abenteurer wurden leider nicht für ihren Mut belohnt. Am Mendelpass angekommen, stellte sich sehr schnell heraus, dass das Unternehmen Megadownhill nichts werden wird. Also fuhr man vom Mendelpass teils auf Trails, teils auf der Straße ab. Ein Abstecher nach Graun bei Kurtasch, einem der höchsten Anbaugebiete für Riesling Wein, musste noch drin sein. Das Wetter wurde aber zunehmends unbeständiger. So hieß es Jacke an, Jacke aus, Jacke an, Jacke aus,… So ging das mehrmals. Mal fing es an zu tröpfeln, doch es hörte nach kurzer Zeit wieder auf zu regnen.

Klasse statt Masse, hieß es beim Abendessen. Leider reichte der Gaumenschmaus nicht aus, um die leeren Mägen zu füllen. Dank des flüssigen Brotes von der Brauerei Hofmühl, das wir dabei hatten und das kurzerhand im Dorfbrunnen gekühlt wurde, konnten die Energiereserven aufgefüllt werden.

Mittlerweile sind alle Räder wieder funktionsfähig. Der kaputte Freilauf funktioniert wieder und die plötzlich nachlassende Bremsleistung einer Bremse eines Teilnehmers konnte in der Zwischenzeit auch repariert werden. Alle können jetzt wieder am vierten Tag die Fahrt fortsetzen können.

4. Etappe: Salurn - Malcesine, 90 km, 1000 Hm

Abenteuertag 

Wer konnte schon ahnen, dass wir die Energie, die wir am Kraftort des Titschenbach Wasserfalls in Salurn tankten, wirklich noch brauchen werden.

Los ging es zuerst entspannt, rasant mit viel Rückenwind und immer leicht bergab entlang der Etsch. Von weitem konnte man schon sehen, wo wir laut dem Routenplan auf einem steilen Schotterweg hochradeln bzw. schieben müssen. Doch wo sollte der Weg sein, da war nur eine Felswand. Witzelten wir noch darüber, dass der Weg wahrscheinlich ein Klettersteig ist, so stellte sich tatsächlich heraus, dass es sich bei dem angeblich geschotterten Weg um einen sehr steilen, schmalen, teils ausgesetzten Steig handelt, der nicht schiebbar ist. Das Abenteuer begann.

Eine Alternative war musste her und wurde auch schnell gefunden. Ein steiler, breiterer, und nicht ausgesetzter Wanderweg musste ca. 1 Std. hochgeschoben und getragen werden. Um wieder auf die Route zu gelangen, fuhren wir einen in der Karte als Weg eingezeichneten Pfad hinunter. Schnell stellte sich heraus, dass der Weg aufgegeben wurde und zugewachsen ist. Wir staunten nicht schlecht, als wir direkt auf der vielbefahrenen Hauptstraße herauskamen. Es galt noch einen Tunnel zu überwinden, dann waren wir wieder auf der geplanten Route.

Von nun an sollte der Weg an den Gardasee kein Problem mehr sein. Um keine Zeit zu verlieren hielten wir nur kurz an der einzigen weit und breit geöffneten Bar an, plünderten die Eis und Getränkevorräte, tranken, wie es sich als Radler in Italien gehört, einen schnellen Esspresso und fuhren weiter Richtung Lago.

Ein Radwegschild wurde uns dann zum Verhängnis. Es führte uns in die falsche, entgegengesetzte Richtung. Wir stoppten und wollten umdrehen, doch dann sahen wir ein Schild, das eine Mtb-Strecke in unsere Richtung ausweiste. Eine italienische Familie mit Kindern fuhr auch auf diesem Weg. Es kann also nicht so schlimm sein. Wir übersahen dabei, dass alle E-Bikes hatten. Schnell stellte sich heraus, dass ein Elektrorad hier nicht von Nachteil ist. Es ging auf kleinen, steinigen Pfaden bergauf und bergab durch die Marocche. Das zog dem ein oder anderen die letzte Energie aus den Beinen.

In Riva angekommen stand eine Schifffahrt nach Malcesine an. Aufgrund der Wartezeit auf das Schiff und die lange Fahrzeit wurde beschlossen, gleich auf der Straße zum Zielort zu radeln. Die Aussicht auf ein Eis und ein Bad im See mobilisierte die letzten Kräfte.

5. Etappe: Malcesine - Bolca, 80 km, 2000 Hm

Auf der Königsetappe zum Ziel nach Bolca

Der letzte Tag, die Königsetappe und zugleich die Schlussetappe standen an. Der längste und schwerste Tag der Fahrt nach Bolca erwartete uns. Der leichte, entspannte Beginn, mit der Seilbahnfahrt auf den Monte Baldo und der mehr als 20 km langen Abfahrt hinunter nach Ala, täuschten vor, es wäre gleich geschafft, doch dazwischen stand der mit 1400 Hm längste Anstieg, der Passo Pertica. Das bedeutete für uns nicht nur das immer steiler werdende Ronchi-Tal bis zum Talschluss hochzufahren sondern auch die restlichen 600 Hm hochzuschieben bzw. das Rad zu tragen. Eines ist schnell klar, hier ist wahrscheinlich noch nie ein Radler hochgefahren, wir, die Bolca-Pioniere, sind die ersten, Erstbefahrung.

Oben angekommen steht gleich auf der Passhöhe das Rifugio Passo Pertica, das man entspannt von der anderen Seite auf einer Fahrstraße erreichen kann. Umso mehr staunten die Leute, als wir unsere Räder teils tragend, teils schiebend von der anderen, beschwerlichen Seite dort hochwuchteten. Der härteste Brocken war geschafft, aber es wartete nochmal ein 500 Hm Anstieg auf uns, ehe es nach Bolca nur noch bergab geht.

Man konnte fast meinen, die Leute in unserer Partnerstadt hätten uns bereits den Weg bereitet, denn der geplante Weg war laut Karte ein kleiner Trail, den wir mit Sicherheit hätten hochschieben müssen. Doch wir hatten Glück, der schmale Trail wurde erst vor kurzem zu einem breiten, anfangs bereits betonierten Fahrweg ausgebaut, so dass wir hochradeln konnten. Bolca, wir kommen sendeten wir an unsere Ansprechpartnerin Raffaella. Die Freude war groß, endlich geschafft. Als wir in der Partnerstadt einfuhren wurden wir vom Bürgermeister empfangen und begrüßt. Auch die örtliche Presse war anwesend schoss Bilder und wollte wissen, wie wir hergekommen sind.

6. Tag, Bolca

Austausch und Entspannung 

Zunächst zeigten uns Filippo und Nicole das Museo dei Fosil. Wir lernten, dass in der Gegend um Bolca vorwiegend versteinerte Fische und Pflanzen gefunden werden und dass Bolca am Fuße eines erloschenen Vulkans liegt.

Nachmittags fuhren wir zu den Peschera di Bolca, den Steinbrüchen, und den Purga di Bolca, wo die Fossilien gefunden werden. In den Steinbrüchen durften wir selbst nach Versteinerungen suchen.

Abends stand der Höhenpunkt, das Essen mit dem Bürgermeister an. Zum Empfang waren auch noch weitere Radfahrer aus der Region eingeladen.

Wir wurden nochmal herzlich Willkommen gehießen. Ralf unser Vorstand vom Alpenverein stellte kurz unsere Sektion vor. Er erzählte, dass wir eine Kletterhalle besitzen und auch über eine Berghütte auf 2650 m Höhe verfügen, die Glorer Hütte.

Als Dank für unseren Besuch erhielten wir als Gastgeschenk ein Buch von Bolca und ein ganz spezielles Bier, das in der Umgebung gebraut und gerne von Radlern getrunken wird.

Im Gegenzug überreichten wir ein Trikot von unserer Tour und ein Gastgeschenk von der Stadt Eichstätt.

Nach dem offiziellen Teil wurde das von der Brauerei Hofmühl zur Verfügung gestellte Bier angezapft und die Feier konnte beginnen. Wir lernten, dass man in Italien Esspresso nie mit Zucker trinkt. Wenn schon süß, dann süßt man den Kaffee mit einem Schuss Sambucco. Wir lernten den Italienern im Gegenzug, dass man in Bayern gerne eine Prise Schnupftabak zum Bier nimmt.

Die anfänglichen Verständigungsprobleme waren schnell mit zunehmenden Alkoholspiegel behoben. Mit einem Mix aus Deutsch, Englisch, italienisch, sowie mit Hand und Fuß wurden alle sprachlichen Barrieren überwunden.

Es wurde ein wunderschöner Abend und die Parternschaft konnte dadurch weiter gestärkt und ausgebaut werden. Sicher ist, dass wir Bolca wieder besuchen werden und auch die Leute aus Bolca gerne zu uns nach Eichstätt kommen möchten, zum Altstadtfest oder Volksfest.

Bekanntlich kommt das Beste zum Schluss.

Dank der Unterstützung unserer Begleitfahrzeugfahrerin Ruth, die alleine den extra langen Transporter mit unserem Gepäck souverän über die Passstraße und durch die Engen Gassen italienischer Orte steuerte, wurde uns viel Last von den Schultern genommen.

Neben dem Fahren kümmerte Sie sich noch um vielerlei andere Dinge, z.B. dem ein- und auschecken der Zimmer. Sie stand stets zur Verfügung, falls wir einen Defekt erleiden sollten.

Berichte zur Fahrt nach Bolca findet man im Eichstätter Kurier unter www.donaukurier.de, Suchbegriff: Bolca

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