• Blick ins Karwendeltal

MTB Dolomitenklassiker Marmolata-Civetta-Pala

Freitag, 27. Juli 2018 - Dienstag, 31. Juli 2018

Dolomitenklassiker Marmolata-Civetta-Pala oder
Mountainbiken zwischen Paradies und Mondlandschaft

Durch die berühmte Serrai di Sottoguda Schlucht mit ihren hohen überhängenden Felswänden geht der Weg hinauf zum Fedai Stausee. Bis in die 60er Jahre war dies die einzige Zugangsmöglichkeit zum Fedaiapass. 13 Brücken queren den Pettorina-Fluss und sorgen für ein einmaliges Naturschauspiel.

Am Gletscherfuß der Marmolata Nordseite geht es über einen flowigen Downhill in das ursprüngliche Val di Contrin. Am Abend bewundern wir im komfortablen  Rifugio Contrin das Enrosadira“. So nennen die Ladiner das imposante Farbenspiel in den bleichen Bergen bei Sonnenuntergang. Wir sind Alleghe gestartet, um in den nächsten Tagen die mächtigsten Dolomitenklassiker mit dem Radl soweit als möglich zu befahren. Vorbei an der beeindruckenden, 4 km langen und 1.000 m hohen Steilwand der Marmolada Südseite führt der Steig uns am nächsten Morgen durch das Val Rosalia  hinauf zum Sattel des Ombrettapass. Nach kurzer Rast an der naheliegenden Biwakschachtel genießen wir die beeindruckende Gipfelkulisse.

Die steile Schotterabfahrt mit vielen verblockten Stellen bis zum Rifugio Falier fordert unser Fahrkönnen.

 Der Tag ist noch jung. Von der Malga Ciapella kurbeln wir nochmals 500 Höhenmeter die Fedaipassstraße zur Padon-Talstation hoch und nehmen den Lift zum Rifugio Padon. Nach ausgiebigen Mittagessen auf der Terrasse erwartet uns ein Trail der Superlative. Der anspruchsvolle Höhenweg über dem Padonkamm, vorbei am Crepe Rosse nach Caprile gehört zu den schönsten  in den Dolomiten, mit  atemberaubenden Panorama auf den  Marmolatagletscher, Pelmo und der Civettawand.

Ich, Stefan, bin erst am Vormittag des dritten Tages eingestiegen, mit der Bahn von Alleghe bis zum Piani die Pezze hochgefahren und von dort nach ca. 5 Minuten auf dem Rad gleich abgeflogen. Nachdem wir mein Rad und mich wieder halbwegs auf Stand gebracht hatten, sind wir nur vereinzelt auf unseren Rädern, hauptsächlich aber die Räder auf uns zur Rifugio Coldai an der Forcella Alleghe hochgestrampelt. Nach der auch noch vollbesetzten Hütte konnten wir in ca. 2100m Höhe bei wunderbarem Strandfeeling am Lago di Coldai auf dem Weg zum Rifugio Attilo Tissi entspannen. Dann verschätzten wir alten Bergfexen uns alle ziemlich. Drei Wege sah man unterhalb der Civetta Nordwand bis zum Rifugio Attilo Tissi. Wir haben uns auf den oberen, vermeidlich leichteren geeinigt und hatten von da an ca. 1,5 h unbefahrbares Geröll- und Blocksteinfeld vor uns. Dennoch kamen wir passend an der Hütte an und konnten von der Klippe den Sonnenuntergang genießen, welcher das Dolomitengestein vor allem der Civetta Nordwand in ein prachtvolles Rose tauchte.


Am nächsten Tag war zuerst eine reine Bergabfahrt nach Listolade angesagt. Der Weg ist von brachialen Felswänden gesäumt und neben der schönen Almlandschaft zu über 50% mit großem, kaum überfahrbarem Blockgestein gespickt. Nach einem guten Espresso im Rifugio Vazzoler kamen wir im Tal bei Ralfs Bus an und fuhren von dort zum Parkplatz Val Venegia. Von da aus radelten wir durch das MTB-Paradies Val Venegia Pala. Markante Dolomitengipfel, herrliche Almwiesen, überglückliche Almkühe und auf dem Weg viele total entspannte Menschen, welche mit uns die herrliche Natur bewunderten. Am Ende des Tals fuhren wir über den Passo Rolle nach San Martino di Castrozza ab und stärkten uns dort mit riesigen Pizzen für die anstehende Kabinenfahrt. Nach dem Essen haben wir uns am Seil hängend wieder bis auf fast 2600m auf das Hochplateau der Pale di San Martino ziehen lassen und sind von der Bergstation bis zum Rifugio Rosetta, wo wir die letzte Nacht verbrachten, rüber geradelt. Hier ist Vorsicht angesagt! Ein wenige Meter kleines Loch am Boden der Hochebene am Wegrand kann locker durch das halbe Bergmassiv nach unten abfallen! Am nächsten Morgen haben wir uns wie Rad fahrende Astronauten auf dem Mond gefühlt, als wir die ausgedehnte Hochfläche des Altopiano delle Pale querten.
Von der Hochebene staubten wir über schöne, teilweise recht ausgesetzte Kehren über Col d Pra ins Valle di San Lucano nach Taibon hinunter. Auf dem Radweg ging es von dort  nach Canale d' Agordo, dem Geburtsort des Papstes aus den Dolomiten (Johannes Paul I). Über den Passo Valles kehrten wir  zurück ins Val Venegia, wo unser Auto stand.

Es war eine sehr abwechslungsreiche und interessante Tour: paradiesische Natur-, aber auch Mondlandschaften, schöne Bergwege bis zu den Grenzbereichen für Mountainbiker. Aber diesen Reiz haben Mountainbike-Touren in den Dolomiten und vor allem, wenn sie Herbert plant. Vielen Dank für die schönen Tage und bis zu einem nächsten Mal.

Bericht: Herbert Kirschner und Stefan Geiger
Fotos:  Herbert Kirschner

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