• Jenseits der 5.000
  • Blick ins Karwendeltal
  • Gebäude mit Erddächern

Über die Ammergauer Alpen: In vier Tagen von Füssen nach Oberammergau

Donnerstag, 11. Juli 2019 - Sonntag, 14. Juli 2019

Während Schloss Neuschwanstein und Oberammergau praktisch jedermann weltweit bekannt sind, fristen die Ammergauer Alpen dazwischen gedanklich eher ein Schattendasein hinter den Nachbarn Karwendel, Alp- und Zugspitze und natürlich den bekannteren Bergen des Allgäus. Grund genug für uns, mit vier Wanderfreunden aus unserer Sektion zu einer viertägigen Durchquerung der bayerischen Alpenregion zu starten. Zwischen Schoß Neuschwanstein und Oberammergau kann man hier immer an Graten entlang auf der Höhe bleibend von Hütte zu Hütte wandern - vorausgesetzt das Wetter spielt mit.

1. Tag: Vom Tegelberg zur Kenzenhütte

Wir starten unsere Durchquerung der Ammergauer Alpen gemütlich: Wir parken an der Tegelbergbahn und schweben die 900 Höhenmeter in der Gondel hinauf. Den Branderschrofen lassen wir bei den ersten Regentropfen aus und wandern los in Richtung Krähe, Hochplatte und unserem Tagesziel: Der Kenzenhütte.

Entlang der Felsabbrüche des Branderschrofen geht es hinüber in Richtung Ahornspitze und entlang des Straußbergköpfels zum Niederstraßbergsattel. Hier halten wir uns links in Richtung Gabelschrofen und Krähe. 250 Höhenmeter geht es hier am Stück in Serpentinen hinauf zum Gabelschrofensattel auf fast 2.000 Höhenmeter. 

Mittlerweile regnet es richtig und wir suchen für unsere Brotzeit unter einem Felsen etwas Schutz. Statt über Krähe, Fensterl und Hochplatte zu steigen, entscheiden wir uns für den direkten Abstieg über den Kenzensattel hinter zur Kenzenhütte. Der Boden ist vom Regen der letzten Tage schon etwas aufgeweicht und somit wird der Abstieg eine glitschige Sache. Zum Kenzensattel geht es nochmal ein paar Höhenmeter hinauf bevor der Abstieg zur Kenzenhütte beginnt. Wir queren noch einen Bach bevor es auf Höhe des Wasserfalls noch etwas ausgesetzt auf einem Pfad hinter geht.

Die Kenzenhütte erwartet uns mit einer geheizten Stube, heißer Dusche und einem warmes Abendessen. Zeit, die UNO-Karten auszupacken…

2. Tag: Von der Kenzenhütte über Schloss Linderhof zur Brunnenkopfhütte

An der Kenzenhütte startet der Tag im Regen und so planen wir bereits am zweiten Tag schon wieder um: Statt der Gratwanderung über den Klammspitzgrat und die Große Klammspitze geht es für uns bereits nach einer halben Stunde Aufstieg wieder hinab ins Tal: Rund 15 Kilometer Strecke und 600 Höhenmeter Abstieg über Wiesen und durch den Wald liegen hinter uns als wir in Schloss Linderhof einlaufen. Im Regen suchen wir uns ein Klo, einen Unterstand für eine Brotzeit bevor wir uns an den Aufstieg zu den Brunnenkopfhäusern machen.

Der Aufstieg durch den Wald erfolgt auf dem Fahrweg hinauf, den der neue Hüttenwirt auch zur Versorgung der Hütte mit einem Quad täglich hinter sich bringt. Auf fünf Kilometern überwinden wir so wieder 675 Höhenmeter bergauf. Zum Schluß erwischt uns dann nochmal ein richtig deftiger Regenschauer und wir kommen pitschnass an der Hütte an.

Mit einem Stück Kuchen machen wir es uns in der Hütte gemütlich. Kurz vor dem Abendessen kommt dann doch nochmal die Sonne heraus und so gehen wir noch kurz den Aufstieg zum Brunnenkopf an und genießen doch noch etwas die nun gebotene Aussicht. Danach lassen wir auf der Hütte den Abend bei leckeren Spinat- und Kaspressknödeln - und wieder so mancher Runde UNO - ausklingen.

3. Tag: Von der Brunnenkopfhütte zum Pürschlinghaus

Der dritte Tag beginnt geschäftig: Die Gruppe einer Oberstdorfer Alpinschule will bereits um acht Uhr über den Grat hinüber zur Kenzenhütte, somit ist ab 6:30 Uhr nicht mehr wirklich an Schlaf zu denken. Trotzdem geht es für uns spät zum Frühstück: Um 7:45 sitzen wir in der warmen Stube, pünktlich zum Ende des Frühstücks fängt es wieder an zu regnen. Wir lassen uns sehr viel Zeit beim Zusammenpacken, trinken lieber nochmal eine Tasse Tee und spielen wieder mal ein paar Runden UNO bevor wir gegen 10:45 Uhr die Hütte verlassen - im Trockenen.

Um es nicht herauszufordern, gehen wir auf dem Maximilansweg hinüber zum Pürschlinghaus. Auch hier ist der Weg durch den Regen der letzten Tage teils recht matschig und an einigen Stellen auch recht abschüssig. Aber dauert im Gegensatz zur Gratwanderung über Hennenkopf, Laubeneck und Teufelstättkopf nur 2,5-3 Stunden. Zwischendrin machen wir noch eine schöne Pause, bevor wir die auf dem Felsen des Pürschling sitzende Pürschlinghütte, das „August-Schuster-Haus“, das erste Mal erblicken. 

Am Nachmittag klart es aber weiter auf, sodass wir einen Ausflug auf den Hüttengipfel des Pürschlingshauses wagen: Den Teufelstättkopf.  Den Abend verbringen wir mit einigen Kaltgetränken und vielen Runden UNO, wobei sich wieder so manche neue Spielregel ergibt bevor wir unser Matratzenlager beziehen.

4. Tag: Vom Pürschlinghaus über den Sonnberggrat zum Kofel und nach Oberammergau

Am Sontag starten wir unerwarteterweise ohne Regen in den letzten Tag unserer Durchquerung. Somit ist heute der Weg frei für den Sonnberggrat. Nur nach wenigen hundert Metern auf dem Fahrweg geht es rechts den Hang querend hinüber zu den Felsen des Sonnberggrats. Der Wanderweg geht jedoch nicht über die Felsen, sondern windet sich südlich der Felsen recht abschüssig durch diese hindurch. Teilweise seilversichert geht es über mehrere Hundert Meter am Hang entlang - immer mit genialer Aussicht in die Werdenfelser Berge und ins breite Tal der Linder unter uns.

Bald ist das erste Stück überwunden und wir wechseln wieder auf die Nordseite. Zwischen Sonnberggrat und Sonnberg geht es über Wurzeln immer wieder an kleinen, abschüssigen Kraxelstellen entlang. Der Sonnberg selbst ist über eine kleine Schrofenkraxelei, die wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Endlich scheint die Sonne für uns und ein Gipfelfoto mit Ausblick.

Zurück am Wanderweg wechselt das Terrain: Der Abstieg bringt uns zurück in den Bergwald und über Wiesen auf den Königssteig hinüber zum Kofel. Zwar drückt langsam die Uhr, denn wir müssen den nachmittags nur einmal von Oberammergau fahrenden Bus nach Hohenschwangau erreichen, wir folgen jedoch trotzdem der Seilversicherung in 20 Minuten hinauf zum Gipfel des Kofel. Am Gipfel genießen wir kurz den Ausblick hinunter nach Oberammergau, zurück in die Ammergauer Alpen und unsere bisherige Route und hinüber in die Werdenfelser Alpen. Doch wir haben wenig Zeit und steigen wieder ab. Den in der Karte eingezeichneten Steig nach Norden (den „Marxersteig“) finden wir von oben nicht, zudem fängt es zur Abwechslung mal wieder an zu Regnen und so steigen wir den Klettersteig und anschließend in in einigen Serpentinen hinab bis zum Oberammergauer Friedhof. Von hier geht es flach an der Ammer entlang bis zum Busbahnhof. Geschafft…

…sitzen wir im Bus zurück nach Hohenschwangau. Und zurück am Tegelberg erwartet uns die Sonne. So können wir uns dem Reiz nicht entziehen und wandern durch die Pöllatschlucht noch hinauf zum Schloss Neuschwanstein. Die neu wiedereröffnete Klammwanderung bietet neben schönen Wasserfällen auch einige Badestellen. Am Schloß sind wir im Gegensatz zu den letzten Tagen natürlich nicht mehr allein und an der Marienbrücke warten mehrere hundert Personen daran, den Ausblick auf Schloss Neuschwanstein im perfekten Bild mit dem Forggensee im Hintergrund zu verewigen. Nach einer Runde um das Schloss streben wir zurück nach Hohenschwangau, genehmigen uns noch ein Eis, bevor uns der Bus zurück zur Tegelbergbahn bringt und wir das verlängerte Wochenende bei der Heimfahrt ausklingen lassen…

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